Gebete für Kranke

Kampf

Ärzte und Schwestern, Angehörige und Freunde sagen mir, ich solle gegen meine Krankheit ankämpfen. Aber wie? Ich kann sie nicht leugnen. Sie ist da. Da wie ein Gegner, da wie ein Feind, der mich ständig bedroht. Kämpfe ich einen ganz aussichtslosen Kampf, der von vornherein ver- loren ist? Sind nicht alle Arzneien, alle Therapien nur eine Verzögerungstaktik, wie ein Aufschub vor der Hinrichtung, wie ein verlängertes Sterben? Ich reflektiere meine Lage. Ist sie wirklich so aussichtslos? Ich beschönige meine Situation nicht. Ich sehe sie so, wie sie ist. Und gerade deshalb nehme ich den Kampf auf. Ich sammle alle meine Energien, meine Hoffnungen, meine Lebenserwartungen, alle Freuden, alles, was ich gerne noch erleben möchte. Ich freue mich auf jeden Tag und sehne ihn herbei. Ich setze mir ein Ziel und nehme mir vor, was ich tun werde, sobald ich wieder zu Hause bin. Ich blättere in einem Reiseprospekt und plane eine Reise. Warum sollte ich meiner Phantasie keine Reise an ferne Strände und unter Palmen gönnen? Doch so weit muss es ja gar nicht sein. Aber ich will reisen, will wieder etwas unternehmen, will leben inmitten von Leben. Ich will und muss wieder aufleben. Ich will das Geschenk des Lebens und der Zeit genießen. Was bis jetzt war, kann doch noch nicht alles gewesen sein. Und gleichzeitig lege ich alles in die Hand Gottes. Du bist mein Arzt. Keine einzige Stunde, die ich seither gelebt habe, war mein Werk, sondern dein Geschenk. Ich stelle keine Forderung. Aber ich bitte: "Gib mir noch eine kleine Weile Zeit. Ich will die Dinge so wie keiner lieben" (Rilke). Meine Krankheit ist wie ein Stein. Steine im Weg, Steine in der Lebensplanung. Steine, nicht nur als kleine Stolpersteine, sondern wie ein Gebirge, das mir die Zukunft verbaut. Mach mich stark in meiner Krankheit. Lass mich wachsen durch sie. Ich will sie sehen als Chance, als eine neue, ganz andere Form des Lebens. Ich erlebe noch nie Erlebtes. Leben als Leid, Leben als Last, Leben als Kampf. Ich verwurzle mich neu und finde neue Kraft. Meine Energie, mein Wille ziehen mich nach oben. Ich lerne es, mit meiner Last zu leben. Nur so gewinne ich neue Höhe. Von dieser Höhe aus, die sich aus Lasten bildet, suche ich einen neuen Überblick. Ich bin auf dem Weg in eine neue Dimension meines Lebens.

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